Kann ein Chili sin Carne mit veganem Sojahack wirklich schmecken? Ich wollte es wissen und war erstaunt, wie lecker es ist, wenn die übrigen Zutaten stimmen.
Schon länger stehen im Supermarkt vegane Fleischersatzprodukte: Soja-Schnitzel, Seitan-Würstchen, Kichererbsen-Buletten und auch Hackfleischersatz aus Sojaprotein. Bislang habe ich um die Produkte einen großen Bogen gemacht. In erster Linie versuche ich Lebensmittel zu kaufen, die möglichst naturbelassen sind. Denn eines haben diese Ersatzprodukte gemeinsam: Ihre Zutatenliste ist immer sehr lang.
Als junger Mann hatte ich einst schon eine rebellische Vegetarier-Phase. Damals gab es Soja hauptsächlich in Form von getrockneten Brocken, die in Wasser eingeweicht werden mussten und ziemlich fies schmeckten. Mir hingen sie schnell zum Hals raus und seither gibt es in meiner Küche wieder Fleisch, aber aus möglichst guter Herkunft.
Ausweg aus der Klimafalle?
Doch es nützt ja nichts – die Massentierhaltung hat heute deutlich schlimmere Ausmaße angenommen, als damals und die vielen Rinder pupsen und rülpsen uns buchstäblich die Atmosphäre kaputt. Wir brauchen Alternativen. Also griff ich neulich im Kühlregal zum Hackersatz aus Sojaproteinkonzentrat und wollte wissen, was das Zeug heutzutage kann.
Das Sojahack ist kein Fertiggericht
Das Sojahack kommt optisch schon recht nah an durchgegartes Rinderhack heran, weshalb man es leicht für ein Fertiggericht halten könnte. Das ist es aber nicht. Es sollte auf jeden Fall mehrere Minuten in etwas Fett in der Pfanne angebraten werden. Dabei entstehen sogar Röststoffe, da das Sojahack Zucker und Karamell enthält. Im Gegensatz zu echtem Hackfleisch verliert es kein Wasser – wer also 180g davon in die Pfanne gibt, hat am Ende immer noch nahezu 180g Hackersatz.
Update 2022: Das Produkt, mit dem ich 2018 für diesen Artikel experimentiert habe, wurde seither weiterentwickelt. Es gibt inzwischen zahlreiche vegane Hackfleisch-Erzeugnisse und ihr habt eine große Auswahl. Ich habe neulich mit einem veganen Hack auf Basis von Sonnenblumenkernen gekocht, das mir deutlich besser gefallen hat, als dieses Hack auf Soja-Basis.
Die Struktur des Sojahacks überzeugt im Chili sin Carne
Auf der Packung des Sojahacks war ein Serviervorschlag abgebildet, auf dem es ziemlich pur, mit ein bisschen Gemüse versetzt, eine Portion Spaghetti verzierte. Ich hatte aber so eine Ahnung, dass das keine gute Idee ist. Das Sojahack sieht zwar aus wie Hackfleisch, schmeckt aber nicht einmal annähernd so. Das wäre auch merkwürdig.
Da es nicht mit leckerem Eigengeschmack überzeugen kann, kommen eher Gerichte in Frage, die von sich aus viel Geschmack haben. Das Sojahack steuert dann nur die Struktur für das Essgefühl bei. Deshalb entschied ich mich für ein veganes Chili sin Carne. Ich wollte sehen, ob es möglich ist, mit dem Sojahack ein Chili zuzubereiten, das so lecker ist, dass man auf das vertraute Chili con Carne gut und gerne verzichten kann.
Die übrigen Zutaten für den Geschmack
Puristen behaupten, ein Chili dürfte nur Zutaten enthalten, die aus Mexico stammen. Ich finde das Quatsch. Erst recht, wenn ich im Chili sin Carne so einen High-Tech Fleischersatz verwende. Deshalb habe ich auch bei diesem Rezept auf die alt bewährte (Werbelink)Acı Biber Salçası (Paprikamark, scharf) (*) zurückgegriffen, denn die passt einfach fantastisch dazu. Es ist mir ohnehin ein Rätsel, wieso die sich nicht bereits flächendeckend als Ergänzung zu Tomatenmark durchgesetzt hat.
Um dem Gericht mehr Tiefe zu verleihen, verwende ich außerdem etwas dunkle Sojasoße und ein gutes dänisches (Werbelink)Rauchsalz (*). Das gibt einem nämlich fast die Illusion, das Chili sin Carne sei in einem eisernen Topf über offenem Feuer geschmort worden. Die Bohnen habe ich der Einfachheit halber aus der Dose genommen – das macht die Zubereitung schnell und das Rezept damit alltagstauglich. Ein Schluck Rotwein rundet das ganze ab – es könnte stattdessen aber auch eine kleine Flasche Bier hinein.
Die Feuerprobe
Um es vorwegzunehmen: Das Chili sin Carne schmeckt super! Davon, dass da kein echtes Fleisch drin ist, ist nichts zu merken. Die erste Portion habe ich dem Ö. frecherweise als echtes Chili con Carne untergejubelt, um zu sehen, ob er den Schwindel bemerkt. Hat er nicht. Er fand das Chili sin Carne super lecker. Nun sind wir beide überzeugt: Das darf ruhig öfter auf den Tisch kommen. Um den Fleischverbrauch zu reduzieren, das Tierwohl zu unterstützen und um der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Rezept Chili sin Carne mit Sojahack
Zutaten (für ca. 4 Personen):
180g Sojahack
2 Tomaten
1 Zwiebel
2 Zehen Knoblauch
1 rote Spitzpaprika
3 Chilischoten, oder mehr
1 EL (Werbelink)Acı Biber Salçası (Paprikamark, scharf) (*)
2 TL Tomatenmark
1 TL (Werbelink)Acı Pul Biber, Paprikaflocken - scharf (*)
½ TL (Werbelink)Rauchsalz (*)
2 EL (Werbelink)Sojasauce (dunkel) (*)
1 EL Zucker
400g gehackte Tomaten (Dose)
1 Dose Chilibohnen
1 Dose Kidneybohnen
½ TL (Werbelink)Kreuzkümmel (*), gemahlen
1 Dose Mais, klein
2 Lorbeerblätter
100ml Rotwein
250ml Wasser
1 EL neutrales Öl zum Anbraten
(Werbelink)Schwarzer Pfeffer (ganz) (*), frisch gemahlen
Salz, so nach Gefühl
Zubereitung:
- Die Zwiebel in feine Würfel schneiden, ebenso den Knoblauch.
- Den Paprika halbieren, die Kerne entfernen und die Hälften ebenfalls in kleine Würfel schneiden. Ungefähr so groß, wie Maiskörner.
- Die Tomaten am Boden kreuzweise einschneiden, mit kochendem Wasser überbrühen und abschrecken. So lässt sich die Haut gut abziehen. Die gehäuteten Tomaten halbieren, entkernen und auch in Würfel schneiden.
- Die frischen, kleinen Chilischoten in feine Ringe schneiden. Achtung: Am besten Einweghandschuhe tragen oder wascht euch danach gründlich die Hände, denn das scharfe Capsaicin bleibt daran haften und ihr habt es euch Ruck-Zuck in die Augen gerieben.
- In einer großen Pfanne das Öl bei mittlerer Hitze erhitzen und das Sojahack darin für 2 Minuten anbraten.
- Die Zwiebelwürfel dazu geben und ca. 6 Minuten andünsten.
- Dann den fein gehackten Knoblauch für weitere 2 Minuten dazu geben.
- Es folgen die Paprikawürfel für 2-3 Minuten.
- Das Tomatenmark, das Paprikamark und die Gewürze in die Pfanne geben und für 1-2 Minuten anrösten.
- Dann die Sojasoße hineingeben, kurz aufköcheln lassen und mit dem Rotwein ablöschen. Kurz reduzieren lassen.
- Die frischen Tomatenwürfel, die Dosentomaten und das Wasser zugeben. Zusammen mit dem Rauchsalz, den Chilis und den Lorbeerblättern für mindestens 30 Minuten leise köcheln lassen, bis die Tomatenwürfel zerfallen.
- Bohnen und den Mais aus den Dosen abtropfen lassen, in das Chili in Carne einrühren und weitere 30 Minuten bei sehr kleiner Hitze durchziehen lassen.
- Am Ende mit frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und eventuell etwas Salz abschmecken.
Schon fertig! Am besten schmeckt das Chili sin Carne aber natürlich wie alle Schmorgerichte am nächsten Tag.
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Und hier das Rezept noch einmal zum Ausdrucken:
(Wenn dich die Anleitungsfotos -falls vorhanden- stören, klicke sie einfach mit dem durchgestrichenen Kamerasymbol weg.)
Chili sin Carne mit Sojahack
Zutaten
- 180 g Sojahack
- 2 Tomaten
- 1 Zwiebel
- 2 Zehen Knoblauch
- 1 rote Spitzpaprika
- 3 Chilischoten oder mehr
- 1 EL (Werbelink)Acı Biber Salçası (Paprikamark, scharf)
- 2 TL Tomatenmark
- 1 TL (Werbelink)Acı Pul Biber (Paprikaflocken, scharf)
- ½ TL (Werbelink)Rauchsalz
- 2 EL (Werbelink)Sojasauce (dunkel)
- 1 EL Zucker
- 400 g Tomaten gehackt, Dose
- 1 Dose Chilibohnen
- 1 Dose Kidneybohnen
- ½ TL (Werbelink)Kreuzkümmel gemahlen
- 1 Dose Mais klein
- 2 (Werbelink)Lorbeerblätter
- 100 ml Rotwein
- 250 ml Wasser
- 1 EL neutrales Öl zum Anbraten
- (Werbelink)schwarzer Pfeffer (ganz) frisch gemahlen
- Salz so nach Gefühl
Anleitungen
- Die Zwiebel in feine Würfel schneiden, ebenso den Knoblauch.
- Den Paprika halbieren, die Kerne entfernen und die Hälften ebenfalls in kleine Würfel schneiden. Ungefähr so groß, wie Maiskörner.
- Die Tomaten am Boden kreuzweise einschneiden, mit kochendem Wasser überbrühen und abschrecken. So lässt sich die Haut gut abziehen. Die gehäuteten Tomaten halbieren, entkernen und auch in Würfel schneiden.
- Die frischen, kleinen Chilischoten in feine Ringe schneiden. Achtung: Am besten Einweghandschuhe tragen oder wascht euch danach gründlich die Hände, denn das scharfe Capsaicin bleibt daran haften und ihr habt es euch Ruck-Zuck in die Augen gerieben.
- In einer großen Pfanne das Öl bei mittlerer Hitze erhitzen und das Sojahack darin für 2 Minuten anbraten.
- Die Zwiebelwürfel dazu geben und ca. 6 Minuten andünsten.
- Dann den fein gehackten Knoblauch für weitere 2 Minuten dazu geben.
- Es folgen die Paprikawürfel für 2-3 Minuten.
- Das Tomatenmark, das Paprikamark und die Gewürze in die Pfanne geben und für 1-2 Minuten anrösten.
- Dann die Sojasoße hineingeben, kurz aufköcheln lassen und mit dem Rotwein ablöschen. Kurz reduzieren lassen.
- Die frischen Tomatenwürfel, die Dosentomaten und das Wasser zugeben. Zusammen mit dem Rauchsalz, den Chilis und den Lorbeerblättern für mindestens 30 Minuten leise köcheln lassen, bis die Tomatenwürfel zerfallen.
- Bohnen und den Mais aus den Dosen abtropfen lassen, in das Chili in Carne einrühren und weitere 30 Minuten bei sehr kleiner Hitze durchziehen lassen.
- Am Ende mit frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und eventuell etwas Salz abschmecken.
Caroline
Hallo Dirk, vielen Dank für dieses Rezept! Ich habe am Sonnabend Dein Chili nachgekocht, obwohl ich eigentlich nicht so eine Chilianhängerin bin und mir Sojahack in der Praxis auch neu war. Unser Besuch war begeistert! Dem Rezept kochte sich gut, nur bei der Dose Tomaten aus der Zutatenliste mußte ich kurz überlegen, da sie im Anleitungsteil nicht mehr auftauchte. Für die Beschaffung des dänischen Rauchsalzes war keine Gelegenheit mehr, so daß ich dann geräucherte Paprika genommen habe. Als sehr wohltuend empfand ich auch, daß Zutaten wie das Sojahack und die verschiedenen Bohnen einfach im Supermarkt zu haben waren. Das gibt es auf jeden Fall wieder!! Und Dein toller Blog ist eine Freude – gefunden habe ich ihn im Zusammenhang mit Zwiebelsuppe, wobei ich zur Zeit das Rezept von Delia Smith koche. Ich freue mich schon auf weitere Deiner Rezepte. Herzliche Grüße Caroline
Dirk
Hallo Caroline,
vielen Dank für dein nettes Feedback und du hast vollkommen recht mit den Tomaten aus der Dose – die kamen nur in der Zutatenliste vor, nicht aber in der Beschreibung. Das habe ich nun nachgeholt. Vielen Dank fürs Aufpassen und ich wünsche dir noch viel Freude mit meinen Rezepten!
Filmon
Hallo Dirk, vielen Dank für die vegetarische bzw. vegane Variante von Chili con Carne. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind mal wieder hervorragend beschrieben. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so etwas wie Hack auf Basis von Sonnenblumenkernen gibt. Ich musste zwar den einen oder anderen Supermarkt abklappern, um fündig zu werden, staunte aber nicht schlecht, als ich feststellte, dass diese es auf 52 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm bringen. ‚Ne wahre Protein-Bombe also. Leider fehlt auf der Verpackung ein Hinweis darauf, wie das Hack auf Basis Sonnenblumenkernen zubereitet wird. Wie bist du dabei vorgegangen? Ich gehe davon aus, dass du die oben im Rezept angegebene Menge von 180 Gramm Sojahack mit ebenso viel Hack auf Basis von Sonnenblumenkernen ersetzt hast, richtig?
PS: Vielen Dank dafür, dass du diesen Blog und deinen YouTube-Kanal (abonniert) ins Leben gerufen hast. Viele deiner Rezepte koche ich ständig nach und sind so gut beschrieben, dass es mir, auch als Kochanfänger, nicht schwer fällt, sie nachzukochen.
Grüße ausm Süden der Republik von Filmon
Dirk
Hallo Filmon,
das Sonnenblumenhack habe ich sanft angebraten, nicht ganz so scharf, wie ein tierisches Hackfleisch, weil Sonnenblumenkerne zwar schöne Röstaromen entwickeln, aber beim Anbrennen schnell bitter werden. Allerdings geht die Entwicklung der Produkte in diesem Bereich so rasend schnell voran, dass sich da immer etwas ändern kann. Die Produkte, die ich für dieses Rezept hier einmal verwendet habe, sind heute entweder nicht mehr, oder in weiterentwickelter Form verfügbar. Doof ist nur, wenn die Hersteller vergessen, auf der Verpackung entsprechende Hinweise zur empfohlenen Zubereitung machen. Aber mit einem sanften Anbraten auf mittlerer Hitze kann man eigentlich nichts falsch machen.