Eine alte, nordhessische Spezialität und eine Mischung aus Reibekuchen und Hefe-Pfannkuchen, das ist leckerer Waldecker Ofenkuchen.
Waldecker Ofenkuchen ruft bei ihr das Gefühl „wohliger Zufriedenheit“ hervor und erinnert sie an gemütliche Mittagessen bei Oma und Tante früher. Das schrieb mir vor einigen Wochen Blog-Leserin Gudrun, nachdem ich in einem Newsletter nach euren Kindheitsrezepten gefragt hatte. Einige Leser antworteten mir und der Waldecker Ofenkuchen ließ mein südhessisches Herz gleich höherschlagen. Noch nie hatte ich davon gehört und auch im Freundeskreis kannte ihn niemand. Eine lokale Spezialität aus Nordhessen eben, wo der Waldecker Ofenkuchen auch „Schepperlinge“ genannt wird.
Wie früher auf Gusseisen gebacken
Wichtig für den Ofenkuchen ist, dass er auf einer gusseisernen Platte oder in einer gusseisernen Pfanne gebacken wird, die zuvor mit einer Speckschwarte ausgerieben wurde. Das verleiht ihm ein sanft-rauchiges Aroma. Wer lieber vegetarisch bleibt, nimmt einfach Butterschmalz zum Ausbacken. Butter selbst würde zu leicht verbrennen.
„Ofenkuchen“ heißt er wohl deshalb, weil er früher auf dem holzbefeuerten Küchenofen gebacken wurde. Die Zutaten sind jedenfalls typisch für die hessische Küche: Kartoffeln, Eier, Speck und ein Teig aus Weizenmehl dazu. Der hessische „Salzekuchen“ hat ganz ähnliche Zutaten.
Das Beste aus zwei Welten
Der Waldecker Ofenkuchen ist eine kleine Kuriosität, denn er vereint das Beste aus Kartoffelpuffer und Hefe-Pfannkuchen in sich. Durch den Hefeteig braucht er zum Backen deutlich weniger Fett, als reine Reibekuchen, die darin schwimmen sollten. Ein deftiges Winteressen ist er dennoch, denn er wird nach dem Ausbacken noch heiß mit Butter bestrichen, die sich schmelzend darauf ausbreitet. Mein südhessisches Herz hatte natürlich sofort Apfelmus im Sinn. Aber das könnt ihr ja halten, wie ihr möchtet.
Im Netz habe ich nicht viel über den Waldecker Ofenkuchen gefunden – einige backen ihn in dicken Fladen aus, doch ich habe mich an das Rezept von Gudruns Oma gehalten, bei dem die Schepperlinge dünn ausgebacken und dann aufgerollt werden. Das hat den Vorteil, dass die Kartoffeln gut durchgaren, ohne dass die Kuchen außen zu dunkel werden. Gudrun gab im Rezept 3 kg Kartoffeln für 6 Esser an – das müssen dann aber schon sehr hungrige Esser sein. Ich habe aus einem Kilo Kartoffeln 4 Kuchen gebacken und war schon nach einem gut satt.
Solche Herzensküche will erhalten werden
Da ich selbst keine Erinnerungen an den Waldecker Ofenkuchen hatte, musste ich ihn „So nach Gefühl“ nach Gudruns Rezept nachbacken. Ich hoffe, er ist mir gelungen und kann auch bei manch anderem schöne Kindheitserinnerungen heraufbeschwören.
Gudrun schrieb, dass Waldecker Ofenkuchen bei ihnen immer zum Kaffee gereicht wurde, gefolgt von einem ordentlichen Schnaps. Winterküche und Herzensküche in einem – wie schön ist es doch, wenn solch alte Rezepte nicht aussterben. Bei mir hat es sich einen Platz auf dem Blog und in meinem Küchenrepertoire verdient.
Rezeptteil: Waldecker Ofenkuchen – Schepperlinge
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Die Anleitungsfotos lassen sich mit einem Klick/Tipp auf das KameraZeichen ausschalten.
Waldecker Ofenkuchen – Schepperlinge
Zutaten
- 1 kg Kartoffeln mehligkochend
- 1 Zwiebel
- 7 g Hefe frisch oder 3g Trockenhefe
- 80 g Weizenmehl Type 405 oder 550
- 100 ml Vollmilch
- 2 Eier
- (Werbelink)schwarzer Pfeffer (ganz) frisch gemahlen
- (Werbelink)Muskatnuss frisch gemahlen
- Salz so nach Gefühl
- Butter zum Bestreichen
- 1 Speckschwarte zum Einfetten
- Schweineschmalz optional, ca. 1 TL pro Kuchen zum Ausbacken
Anleitungen
Hefeteig:
- Die Milch leicht erwärmen, dann den Zucker und die Hefe darin auflösen. Kurz stehenlassen.
- Das Mehl in eine Schüssel sieben und eine Mulde in die Mitte drücken.
- Die Hefemilch in die Mitte geben und gründlich einarbeiten.
- Hefeteig ein paar Minuten lang mit dem Löffel schlagen. Er sollte etwa die Konsistenz von Spätzle-Teig bekommen und Blasen schlagen.
- Hefeteig mit einem sauberen Tuch abdecken und an einem warmen Ort 1 bis 1 ½ Stunden gehenlassen, bis er feine Blasen wirft.
Kartoffeln:
- Die Kartoffeln mit dem (Werbelink)Sparschäler schälen. Die Zwiebel pellen und den Strunk entfernen.
- Beides fein reiben – entweder mit Muskelkraft auf der feinen Reibe, oder mit Hilfe der (Werbelink)Küchenmaschine. Ich habe dazu den Julienne-Einsatz verwendet.
- Die geriebenen Kartoffeln und die Zwiebel in ein (Werbelink)Sieb über einer Schüssel geben und gut abtropfen lassen, ca. 20 Minuten. Dabei setzt sich die Kartoffelstärke am Boden der Schüssel ab.
- Das Kartoffelwasser entsorgen und die Kartoffelstärke zurück den geriebenen Kartoffeln geben.
Ofenkuchen-Teig:
- Die Kartoffeln zusammen mit dem gegangenen Hefeteig, den Eiern und den Gewürzen zu einer Art Pfannkuchen-Reibekuchenteig zusammenrühren. Der Teig sollte nicht zu stark auswässern, aber dünn genug sein, um daraus dünne Kuchen backen zu können. Im Video unten ist das ganz gut zu sehen.
Waldecker Ofenkuchen backen:
- Eine (Werbelink)gusseiserne Pfanne oder eine Platte aus Gusseisen auf mittlerer Hitze erhitzen. Sie muss heiß genug sein, um den Ofenkuchen zu bräunen, aber nicht zu heiß, damit er nicht verbrennt, während er im Inneren noch nicht gar ist.
- Das Gusseisen mit einer Speckschwarte einreiben und so einfetten. Evtl. noch einen kleinen Löffel Schweineschmalz dazugeben, damit der Ofenkuchen gut bäckt.
- Mit einer Schöpfkelle den Teig dünn in die Pfanne geben. Er läuft nicht von selbst, wie ein Pfannkuchenteig, kann aber mit der Kelle gut ausgebreitet werden.
- Den Ofenkuchen ca. 5 Minuten backen, bis er sich von selbst löst. Mit Hilfe einer (Werbelink)Palette aus der Pfanne heben.
- Die Pfanne noch einmal nachfetten und die zweite Seite ausbacken.
- Den Ofenkuchen zum Schluss noch einmal wenden und auf die gerade ausgebackene, heiße Seite die Butter geben und verstreichen.
- Dann die Schepperlinge vorsichtig aufrollen und noch heiß servieren.
- Den Schnaps nicht vergessen!
Anja
Hallo, das von meiner Schwester Gudrun genannte Rezept ist einfach himmlisch!! Wir Kinder haben diese Ofenkuchen im Wettstreit mit Strichlisten gegessen. Wem es danach nicht schlecht war, der hatte in Oma’s Augen nicht genug gegessen. Und die Mischung aus Kaffee und Schnaps war dann verdauungstechnisch absolut unerlässlich
Danke für die Aufnahme dieses Rezepts
Anja
Dirk
Hallo Anja,
wie schön, dass euer Familienrezept nun einen Platz auf meinem Blog gefunden hat. Ohne euch persönlich zu kennen bedaure ich es jetzt schon, niemals mit euch und Oma in der Küche gesessen und die Ofenkuchen zusammen mit Kaffee und Schnaps genossen zu haben! Liebe Grüße!
Martina Rose
Lieber Dirk,
ich habe selbst viele Jahre in Hessen gelebt und genau dieses Rezept kenne ich sehr gut…ein Hochgenuß, ich habe den Ofenkuchen auch gern selber gemacht , zur Freude unserer Nachbarn die selber keine Zeit hatten sie zuzubereiten. Sogar in mein Catering Programm habe ich sie mit aufgenommen, es gibt nichts schöneres als sie im Herbst unter freiem Himmel zu braten, von allen Seiten kamen die Gäste angeströmt und haben sie mir quasi aus der Pfanne gerissen.
Danke für die Aufnahme des Rezeptes in deinem Blog.
Liebe Grüße
Martina
Dirk
Hallo Martina,
Schön wieder von dir zu hören und du bist ja wirklich viel rumgekommen. Toll, dass du diese regionale Spezialität auch so gut kennst und ich hoffe, ich habe beim Rezept alles richtig gemacht. Outdoor-Catering mit Schepperlingen klingt fantastisch!
Gerhard Breuer
Sehr schöner Blog und tolle Rezepte. Hier schaue ich jetzt öfters rein.Diesen Beitgrag werde ich demnächst verlinken.
Dirk
Vielen Dank für die nette Rückmeldung!