Ein Klassiker der türkischen Meze: dicke weiße Bohnen in Olivenöl dürfen im Sommer auf keiner Vorspeisentafel oder beim Grillen fehlen.
Nachdem ich zuletzt im schönen Lüneburg meiner Hauptbeschäftigung nachgegangen bin und mir Geschichten über Freundschaft, Liebe und Verrat ausgedacht habe, ist nun endlich wieder Zeit zum kochen!
Passend zur Grillsaison habe ich eine weitere türkische Vorspeise auf Lager: Dicke weiße Bohnen in Olivenöl. Auf die Idee brachte mich die nette Kollegin Janine, die in Lüneburg ebenfalls leidenschaftlich der türkisch-mediterranen Küche verfallen ist. Woche für Woche bat sie mich um ein Rezept für leckere dicke weiße Bohnen – und Woche für Woche vergass ich es. Daher hier nun als Entschuldigung ein Blogartikel für sie!
Beim Olivenöl darf man nicht sparen
Dicke weiße Bohnen gehören in der Türkei zu den Zeytınyağlı-Gerichten. Zeytin ist die Olive, yağ das Öl – macht also: Olivenölgerichte. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn man braucht für sie eine ganze Menge an gutem Olivenöl. Das erhöht nicht nur den Geschmack, sondern auch die Haltbarkeit der Gerichte, die sich locker 4-5 Tage im Kühlschrank halten. Und gesund ist gutes Olivenöl auch, sofern man das Glück hat, ein ehrliches Produkt zu erwischen.
Wer übrigens ein italienisches Soffritto zur Hand hat, kann dieses verwenden und erspart sich die Arbeit, das Gemüse erst anzudünsten. Es gibt den Bohnen eine wundervolle Tiefe. Mein Tipp: Nehmt euch die Zeit und macht erst einmal ein Soffritto!
Ein paar Tipps zum Olivenöl
Ein gutes Olivenöl erkennt man zunächst am Namen: „Natives Olivenöl extra“ sollte es sein bzw. „extra vergine“ – extra jungfräulich, wie es in Italien verkauft wird. Das steht für kaltgepresstes Öl, bei dem alle Vitamine noch enthalten sein sollen.
Leider wird auf dem Olivenölmarkt gepanscht, was das Zeug hält. Tests haben gezeigt, dass auch teure Bio-Olivenöle nicht zwangsläufig halten, was sie versprechen. Ein gutes Olivenöl hat eine tiefgrüne Farbe und einen frischen Duft. Riecht es muffig oder ranzig, gehört es leider in den Müll.
Am besten fährt man natürlich mit einem Öl, das man direkt beim Erzeuger kauft. Doch wer kann das schon, außer im Urlaub? Da hilft nichts anderes, als ausprobieren, bis man ein akzeptables Öl gefunden hat. Das muss nicht zwangsläufig „italienisch“ sein. Denn das, was wir hier in den Läden als italienisches Olivenöl kaufen ist zumeist mit Oliven aus ganz Europa gemacht und nur in Italien abgefüllt worden.
Italien produziert nämlich nicht einmal genügend Oliven für den eigenen Bedarf. Wie soll es dann die Supermarktregale auf der ganzen Welt mit nativem, italienischem Olivenöl füllen? Man ahnt, was da an Betrug im Gange ist. Als Faustregel sollte man sich merken, dass ein guter Liter Olivenöl nicht unter 8-10€ zu haben ist.
Ich habe meist zwei Olivenöle: Ein schon gutes Olivenöl [jumdwd], mit dem ich auch koche. Und für Salate und kalte Speisen das besonders gute O-MED Olivenöl (*). Günstiger wird es übrigens, wenn ihr größere Gebinde kauft. Ich achte zudem auf das Siegel “Geschützte Ursprungsbezeichung”, die darauf hinweist, dass das Öl tatsächlich von dem Ort kommt, der auf der Packung angegeben ist.
Die Bohnen selbst kochen?
Es ist immer besser, die Bohnen über Nacht in viel Wasser und einer Prise Naton einzuweichen und sie anderntags selbst zu kochen. Am besten im Schnellkochtopf (*). Man wird mit knackig-aromatischen Bohnen belohnt.
Doch nicht immer hat man Zeit dazu, dann tun es auch die Bohnen aus der Dose. Sie sollten auf jeden Fall noch ca. 20-30 Minuten in der Soße köcheln, um das Aroma anzunehmen. Besonders fruchtig werden die dicken weißen Bohnen, wenn ihr eine kleine Fleischtomate hinzugebt. Es geht aber auch nur mit Tomaten- und Paprikamark.
Rezept Dicke weiße Bohnen nach türkischer Art
Zutaten (für ca. 4 Personen)
800g dicke weiße Bohnen (große Dose)
oder 250g getrocknete dicke Bohnen
eine kleine Zwiebel
1 kleine Möhre
eine Stange Sellerie
1 kleine Fleischtomate (optional)
Ca. 150ml gutes Olivenöl (*)
1 TL Tomatenmark
1 EL Acı Biber Salçası (Paprikamark) (*)
Saft von 1 Zitrone
1 TL Acı Pul Biber (scharfe türkische Paprikaflocken) (*)
1 EL Granatapfelsirup (Nar Ekşisi) (*)
Prise Kreuzkümmel (*), gemahlen
Salz & Pfeffer so nach Gefühl
Zubereitung:
Mit getrockneten Bohnen:
- Die Bohnen über Nacht in viel Wasser mit 1 TL Backnatron oder Backpulver einweichen.
- Anderntags die Bohnen absieben und abspülen. In viel frischem Wasser mit einer Prise Salz ca. 50-60 Minuten weich kochen. Schneller geht es mit einem Schnellkochtopf (*), ca. 20 Minuten.
Mit Bohnen aus der Dose:
- Die Zwiebel pellen und fein würfeln.
- Die Karotte schälen und in kleine Würfel schneiden. Ebenso die Selleriestange.
- In einem Topf, der groß genug ist, 3-4 EL Olivenöl bei mittlerer Stufe erhitzen und die Gemüsewürfel darin für 20-30 Minuten bei milder Hitze andünsten, bis sie weich sind. Besser noch 45 Minuten.
- Die Bohnen aus der Dose in ein Sieb geben, abspülen und sie gründlich abtropfen lassen.
- Die Fleischtomate überbrühen und pellen. Dann das Fruchtfleisch in kleine Würfel hacken und die Kerne entsorgen.
- Ist das Gemüse weich und leicht karamellisiert, kommen das Tomatenmark und das Paprikamark dazu, die kurz angeröstet werden. Die Gewürze und die Tomatenwürfel dazu und alles mit ca. 100ml Wasser ablöschen.
- Sobald die Tomatenwürfel etwas zerkocht sind, gebe ich die Bohnen hinzu und lasse sie ca. 20 Minuten unter gelegentlichem Umrühren mitköcheln. Dann etwas herunterkühlen lassen.
- Haben die Bohnen Zimmertemperatur erreicht, den Granatapfelsirup und den Zitronensaft einrühren und noch einmal mit Salz & Pfeffer abschmecken.
- Zum Schluss einen großen Faden gutes Olivenöl unterrühren, bis alles schön saftig benetzt ist. Fertig!
Im Kühlschrank halten sich die Bohnen mindestens 2-3 Tage. Am besten schmecken sie aber bei Zimmertemperatur, daher immer rechtzeitig vor dem Essen aus dem Kühlschrank holen.
Praktische Küchenhelfer für dieses Rezept (*):
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Und hier noch einmal das Rezept zum Ausdrucken:
- 800g dicke weiße Bohnen (große Dose)
- oder 250g getrocknete dicke Bohnen
- eine kleine Zwiebel
- 1 kleine Möhre
- eine Stange Sellerie
- 1 kleine Fleischtomate (optional)
- Ca. 150ml gutes Olivenöl
- 1 TL Tomatenmark
- 1 EL Acı Biber Salçası (Paprikamark)
- 1 TL Acı Pul Biber (scharfe türkische Paprikaflocken)
- Saft von 1 Zitrone
- 1 EL Granatapfelsirup (Nar Ekşisi)
- 1 Prise Kreuzkümmel, gemahlen
- Salz & Pfeffer so nach Gefühl
- Mit getrockneten Bohnen:
- Die Bohnen über Nacht in viel Wasser mit 1 TL Backnatron oder Backpulver einweichen.
- Anderntags die Bohnen absieben und abspülen. In viel frischem Wasser mit einer Prise Salz ca. 50-60 Minuten weich kochen. Schneller geht es mit einem Schnellkochtopf, ca. 20 Minuten.
- Mit Bohnen aus der Dose:
- Die Zwiebel pellen und fein würfeln.
- Die Karotte schälen und in kleine Würfel schneiden. Ebenso die Selleriestange.
- In einem Topf, der groß genug ist, 3-4 EL Olivenöl bei mittlerer Stufe erhitzen und die Gemüsewürfel darin für 20-30 Minuten bei milder Hitze andünsten, bis sie weich sind. Besser noch 45 Minuten.
- Die Bohnen aus der Dose in ein Sieb geben, abspülen und sie gründlich abtropfen lassen.
- Die Fleischtomate überbrühen und pellen. Dann das Fruchtfleisch in kleine Würfel hacken und die Kerne entsorgen.
- Ist das Gemüse weich und leicht karamellisiert, kommen das Tomatenmark und das Paprikamark dazu, die kurz angeröstet werden. Die Gewürze und die Tomatenwürfel dazu und alles mit ca. 100ml Wasser ablöschen.
- Sobald die Tomatenwürfel etwas zerkocht sind, gebe ich die Bohnen hinzu und lasse sie ca. 20 Minuten unter gelegentlichem Umrühren mitköcheln. Dann etwas herunterkühlen lassen.
- Haben die Bohnen Zimmertemperatur erreicht, den Granatapfelsirup und den Zitronensaft einrühren und noch einmal mit Salz & Pfeffer abschmecken.
- Zum Schluss einen großen Faden gutes Olivenöl unterrühren, bis alles schön saftig benetzt ist. Fertig!
- Im Kühlschrank halten sich die Bohnen mindestens 2-3 Tage. Am besten schmecken sie aber bei Zimmertemperatur, daher immer rechtzeitig vor dem Essen aus dem Kühlschrank holen.
Edith Tessnow
Lieber Dirkus,
Einkaufszettel ist schon geschrieben, morgen gibt es den Bohnensalat. Da sind wir bei den Nachbarn eingeladen zum Grillen und ich werde die Gäste mit dem leckeren Salat überraschen. Wenn noch alles im Türkischen Laden gekauft ist, wird die Freude groß sein.
Grüße
MA
Dirk
Sehr gut! Du kannst auch noch etwas gehackte, glatte Petersilie dran machen, dann schmeckt er noch etwas frischer. Guten Appetit!
Ummi
Hallo,
Ich möchte gerne wissen, ob das die sogenannten pilaki Bohnen sind.
Lg
Ummi
Dirk
Hallo Ummi,
Richtig, es handelt sich um ein Pilaki-Rezept, von denen es etwa so viele gibt, wie Köche. Ein Pilaki ist auch nicht fest an eine Bohnensorte gekettet oder überhaupt an Bohnen, wobei diese am gebräuchlichsten sind. Es geht bei Pilaki mehr um die Zubereitungsart. Du kannst dir dann selbst aussuchen, mit welchen Bohnen du es machen möchtest. Mir gefallen die großen Riesenbohnen am Besten dazu. Manche geben neben Hülsenfrüchten auch gekochte und gewürfelte Kartoffeln hinein. Wichtig ist die Tomatenbasis mit Gemüse und viel Olivenöl.
Bertus
Hi Dirk,
türkischen Freunden hatte ich letztens einen Salat, der so aussah wie dieser ier. Sie meinten, der Salat hiesse “Piyaz salatasi”. Ist das dieser Salat ? Sorry ! Aber ich kann leider kein türkisch… 🙁
LG aus Kölle
Dirk
Hi Bertus,
schön, mal wieder etwas von dir zu hören. Piyaz salatası bzw. kuru fasulye piyazı umschreibt generell Bohnensalate in Soße, so wie dieses. Es gibt beispielsweise auch den Antalya Piyazı, das ist dann ein Bohnensalat, der mit Orangen-Tahin-Dressing angemacht wird. Aber am populärsten als Piyaz sind aber sicher diese dicken weißen Bohnen hier, auch wenn sie für uns nicht auf den ersten Blick nach Salat aussehen. Die gehören eben zu den Meze und werden nach dem Kochen in Tomatenmark, Gemüse und viel Olivenöl geschmort und dann zimmerwarm gegessen. Kleiner Tipp: Wenn du das Gemüse erst 45-60 Minuten lang langsam bei sanfter Hitze als Soffritto dünstest und leicht karamellisierst, wird das Gericht anschließend noch leckerer und die Soße noch schlotziger.
Herzliche Grüße nach Köln!